„Ich werde in New York ausstellen.“

Seit seinem achten Lebensjahr kennt Laurenz Eversberg sein Berufsziel. Der 13-Jährige möchte Künstler werden, in New York ausstellen und am besten bei Disney oder Pixar als Charakterdesigner arbeiten. Bis jetzt brachte der außergewöhnliche junge Salzburger sich alles völlig selbstständig bei.

Text: Dominic Schafflinger · Fotos: www.kaindl-hoenig.com

„Die letzten drei Monate war ich ganz zufrieden mit mir“, erzählt Laurenz und ergänzt: „Bei meiner Wednesday Addams ist das linke Auge zu weit unten, da bin ich ziemlich kritisch.“ Für den Betrachter ist der Makel kaum erkennbar, die Umrisse sind perfekt getroffen, der Gesichtsausdruck ist dunkel und unberechenbar und doch strahlt das Bild eine Leichtigkeit aus, wie sie Comicgesichtern nun mal zu eigen ist. Der Nachwuchskünstler verfügt schon als Teenager über ein beeindruckendes Portfolio an Kunstwerken, dabei beschränkt Laurenz, dessen Element das Figurative ist, sich nicht nur auf eine Technik, sondern geht auch hier immer neue Wege. Egal, ob man seine kolorierten Comic-Charaktere, Acryltechniken oder die mit Bleistift in Windeseile entstehenden Minutenköpfe betrachtet, immer sticht der vielschichtige Ausdruck der Gesichter ins Auge.

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Laurenz Eversberg, Acryl auf Leinwand

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Der Minutehead ist das Markenzeichen von Laurenz Eversberg

Die Kunst
in den
Genen

„Unser Aha-Erlebnis hatten wir, als Laurenz drei Jahre alt war. Im Kindergarten nahm er sich ein Blatt Papier und zeichnete lauter bunte Ostereier, plötzlich liefen alle Kinder zusammen und als die Pädagogen hinzukamen, staunten sie nicht schlecht über das Kunstwerk, das an den Stil Yayoi Kusamas erinnert. Seitdem sind wir uns seiner Begabung bewusst“, erinnert sich Mutter Inge. Das Talent liegt dem jungen Salzburger in den Genen, die Tante malt Aquarell und Acryl, der Großvater war Architekt und talentierter Landschaftsmaler. „Von Opa habe ich das Auge und meine Genauigkeit geerbt, meine Mama ist so etwas wie mein Mentor und auch Papa unterstützt mich in jeder Hinsicht“, so Laurenz. Er absolvierte nie eine zeichnerische Ausbildung, trotzdem hat er schon mit namhaften Künstlern zusammengearbeitet. „Im Skiurlaub erfuhren wir, dass die Künstlerin Maria Gabriel einen Acryl-Workshop in unserem Hotel gibt. Nach dem ersten Tag sagte ich meinen Eltern, dass ich nicht mehr mit zum Skifahren komme, weil die Arbeit mit Maria viel aufregender ist“, erinnert sich Laurenz und fügt hinzu: „Obwohl es wirklich cool war, weiß ich jetzt, dass Arcyl noch nicht so meine Welt ist.“ Auch Peter Mairinger gehört zu den Förderern des jungen Mannes, gemeinsam mit dem bekannten österreichischen Künstler entstanden Laurenz erste abstrakte Werke. 

Über die
Schulter
geschaut

Richtige Vorbilder habe er keine, aber Leonardo da Vincis Skizzen begeistern ihn. Ansonsten holt sich der Nachwuchskünstler seine Inspiration auf Social Media oder in Film und Fernsehen. „Ich schaue mir gerne Shorts von verschiedenen YouTubern an oder ich sehe einen Filmcharakter, den ich cool finde. Aber ich kopiere nur höchst selten, meistens entwickelt sich etwas ganz Eigenes. Ich beginne eine Bleistiftskizze anzufertigen, danach geht es ans immer feinere Ausarbeiten und letztendlich ans Kolorieren. Wenn ich ein Bild verhaue, dann ärgert mich das und die Skizze landet im Mülleimer.“ Die Akribie sieht man. Sein Porträt des DSDS-Stars Katja Krasavice in Buntstiften ist völlig akkurat und sein geldgeiler Dagobert Duck pures Pop-Art. Dabei möchte Laurenz einfach nur eine coole Idee in die Realität umsetzen. „Sobald es um mein Gefühlsleben geht, entsteht ein Minutehead. Das geht dann ganz schnell“, erzählt der junge Eversberg, zeigt seinen Coronakopf und erklärt: „Während dem Homeschooling in der Pandemie fühlte ich mich völlig zerstreut, unsicher und überfordert, also zeichnete ich einen Kopf, der sich gerade auflöst. So gebe ich meinen Gefühlen spontan Ausdruck.“ 

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"Die Netflixserie Wednesday hat mich zu diesem Bild inspiriert. Koloriert habe ich mit Aquarell- und Poscastiften.“

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Aufbruchs-
stimmung

Gerade herrscht im Hause Eversberg Aufbruchsstimmung, denn Laurenz möchte mit seinen Kunstwerken an die Öffentlichkeit. Seine Marke Minutehead ist inzwischen samt Logo geschützt, der YouTube-Kanal „Minutehead“ seit Anfang des Jahres aktiv und die Homepage startet im Mai. Gefragt, warum Laurenz nun so in die Öffentlichkeit dränge, antwortet der Nachwuchskünstler überraschend reflektiert: „Oft unterscheidet sich meine selbstkritische Wahrnehmung voll von der Begeisterung der anderen. Durch mehr Feedback bekomme ich eine neue Sicht auf meine Werke.“ Auch eine Modelinie ist in Planung, diese entstand aber durch eine gänzlich andere Motivation: „Es ist einfach mega cool, in die Schule zu gehen und die eigenen Bilder zu tragen“, erzählt er grinsend. Eben ein ganz normaler Teenager.

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Laurenz Eversberg

MEHR INFOS:

Minutehead by Laurenz Eversberg

minutehead.at

youtube.com/@minutehead4